Bei komplexen Projekten mit mehreren Geräten kommt es bzgl. der Elektromagnetischen Verträglichkeit immer wieder zu Stress und der Frage wer denn schuld sei. Da gibt es einen oder mehrere Subsystemlieferanten, möglicherweise einen Integrator und einem Systemverantwortlichen – meist der Auftraggeber.
Bei der Fehleranalyse werden vorschnell falsche (!) Schlussfolgerungen gezogen, weil zu sehr auf das Fehlerbild geschaut wird. Fehlerbild und Ursache sind i.d.R. aber 2 verschiedene Dinge. Maßnahmen werden am Fehlerbild ausgerichtet – die Ursache verbleibt im System. Der Hauptgrund für immer wiederkehrende EMV-Schleifen.
Systemprüfung nicht bestanden
Werden nun auf Systemebene EMV-Prüfungen nicht bestanden, so startet oft die Suche nach dem Verantwortlichen. Dabei wird gerne mal die Suche nach der wahren Ursache in den Hintergrund gedrängt. Gelingt es einem der Beteiligten den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben, so muss sich dieser alleine um die Lösung kümmern. Die anderen Beteiligten ziehen sich aus der aktiven Lösungssuche zurück.
Ein Verhalten, dass neue Probleme schafft und kein bestehendes löst.
Fehlersuche
Ein beliebtes Vorgehen bei der Ursachenforschung ist es nacheinander die einzelnen Subsysteme der Zulieferer (oder einzelne Bauteile) zu entfernen. Findet man bei diesem Vorgehen eine Konstellation, in der der Fehler nicht mehr auftritt, beginnt dieses Schwarze-Peter-Spiel. Man hat schließlich mit dem letzten Schritt den Verursacher lokalisiert. Wirklich? Sehr häufig, nein!
Kommt alles aus einer Hand, kann man keinen Schwarzen Peter verteilen. In der Folge passiert aber oft etwas ganz Ähnliches. Man konzentriert sich bei der Definition von Maßnahmen nur noch auf die scheinbar verantwortliche Subkomponente.
Und der Erkenntnisgewinn?
Was sagt es uns nun, wenn eine Komponente entfernt wird, der Fehler dann weg ist, nach hinzufügen der Komponente dieser wie zuvor wieder da ist?
Nichts! Rein gar nichts!
Der nächste notwendige Schritt ist mit Ausnahme der letzten alle zuvor durchgeführten Änderungen zurückzubauen. Ist dann der anfangs aufgetretene Fehler immer noch nicht wieder sichtbar, so hat uns dies der Lösungsfindung näher gebracht, aber einen Nachweis, dass das zuletzt entfernte Bauteil für die Störung verantwortlich ist, ist nicht erbracht. Wir wissen „nur“ dass die Störung über den Pfad des entfernten Bauteils einkoppelt. Dies ist eine wichtige Erkenntnis. Aber über die „Schuldfrage“ gibt sie noch keine Auskunft.
Es kann durchaus sein, dass zwar das Phänomen (das Fehlerbild) beseitigt wurde, aber die Ursache noch nicht gefunden wurde, weil diese wo anders liegt.
Deshalb ist das schwarze Peter Spiel zwischen Systemverantwortlichem und Teillieferant nie zielführend. Ausser Stress auf allen Seiten bringt es nichts! Zur technischen Lösungsfindung trägt es nicht bei. Schlimmer noch, es behindert sie massiv.
Warum ist das so?
Jeder Hardware-Eingriff in ein System verändert dieses aus EMV-Sicht elementar. Impedanzen ändern sich. In der Folge nehmen HF-Ströme andere Wege, es entstehen andere Spannungsabfälle, an anderen Orten. Es ändert sich mitunter alles. Sowohl Störsenken als auch Störquellen können ihr Verhalten ändern. Möglicherweise erreicht ein Strom nach entfernen der Subkomponente den Ort der Ursache nicht mehr, obwohl die Störsenke im System verbleibt. Der Fehler wird nicht mehr sichtbar.
In meiner EMV-Laufbahn sind mir eine Vielzahl solcher Beispiele begegnet. Je komplexer die entfernte Subkomponente ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass mir diese Vorgehensweise irgendeine nutzbare Information liefert. Die Erfahrung lehrt, dass ein solches Vorgehen viel öfters in eine -mitunter teuere – Sackgasse führt, als zur Lösung beiträgt.
Es wird viel Zeit und Geld aufgewendet, um den vermeintlichen Verursacher zu optimieren. Doch am Ende ändert sich im System wenig bis nichts.
CE + CE = CE ?
Eine sinnvolle Analyse, die auf die Ursache statt auf das Fehlerbild abzielt, kann deshalb nur im kompletten System erfolgen. Jedes Teilsystem beeinflusst die anderen. Es gibt kein schuldig oder unschuldig. Die konstruktive Zusammenarbeit aller Systembeteiligter ist der einzige Weg zur Zielerreichung.
Deshalb gilt, dass 2 Komponenten mit Status grün bei EMV-Komponententests im Zusammenwirken keinerlei Garantie für ein Bestehen des Systemtests darstellen. Die finale Impedanzsituation ergibt sich erst nach Zusammenbau aller Komponenten.
Haben Sie auch EMV-Probleme?
EMV-Trouble-Shooting
Mit detaillierter Analyse zur Lösung
EMV-Tests nicht bestanden?
Schluss mit ‚trial & error‘! Entscheidend ist eine detaillierte Analyse.
Nur wer die Ursache im Detail versteht, kann Maßnahmen definieren, die (auch im nächsten Projekt) funktionieren.
Reviews während der Umsetzungsphase sichern den Erfolg.
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