Warum bereitet die EMV immer wieder Probleme?
Jedes Bauteil (egal ob elektronisches Bauelement oder größere Baugruppe) steht in Wechselwirkung zu jedem Teil in seiner Umgebung. Oft sind dies auch parasitäre Einflüsse, die nicht leicht zu erkennen sind. Die Komplexität der EMV steigt exponentiell an. Mit jeder entfernten oder hinzugefügten Komponente verändert sich das Gesamtsystem. Dadurch tauchen immer wieder neue Problemursachen auf. Dies ist nur durch eine EMV-Entwicklung in den Griff zu bekommen, die bereits in sehr frühen Projektphasen startet.
Warum funktioniert in Produkt A nicht, was in Produkt B zur Lösung führte?
Hierfür kann es 2 Gründe geben:
- Jede EMV-Maßnahme interagiert mit seiner Umgebung. Ein anderes HF-Verhalten an den Schnittstellen führt zwangsläufig zu einem anderen Verhalten. Scheinbar „gleiche“ Teile sind bei genauerer Betrachtung nicht gleich und verhalten sich anders.
Die Kombination zweier emv-konformer Komponenten führt nicht automatisch zur EMV-Konformität des Systems. In der Mehrzahl der Fälle ist das Gegenteil der Fall.
Deshalb ist eine Analyse von Zukaufteilen vor dem Verbau zwingend notwendig. Nur dann erfahren Sie, wie sich das Teil verhalten wird. - Durch die Maßnahme in B wurde das Störphänomen beseitigt. Die Ursache blieb aber bestehen. Sie konnte nur Ihre Wirkung nicht entfalten. In A sind die Rahmenparameter etwas andere und die Störung kommt wieder zum Vorschein.
Am häufigsten ist Fall 2. Ich nenne die hier getroffenen Maßnahmen gerne ‚EMV-Pflaster‘.
Ein typisches Beispiel für ein solches EMV-Pflaster sind Ferrit-Ringe. Über die Leitung geklippst, die abstrahlt oder über die eine externe Störung eingekoppelt wird, beseitigt dies NIE die Ursache. Es kann in dieser speziellen Konfiguration helfen. Aber nur eine kleine Änderung und der Fehler ist wieder da.
MERKE: EMV ist KEIN Voodoo! Wenn der Wirkmechanismus verstanden wurde, ist die Lösung meist nicht mehr schwer. D.h. aber auch: Eine Maßnahmendefinition ohne Kenntnis der Ursache macht wenig Sinn.
Was sind die wirklichen Ursachen für unsere EMV-Probleme?
Warum drehen wir eine Schleife nach der anderen?
Dies hängt sehr stark mit der Frage zuvor zusammen.
Um nicht nur Störphänomenen hinterher zu hechten, ist eine ausführliche EMV-Analyse zwingend notwendig. Die Ursache ist meist nicht identisch mit dem Fehlerbild, das EMV-Tests aufzeigen. Die gesamte Systemumgebung und die Testumgebung müssen in die Analyse einbezogen werden.
Eine EMV-Entstörung ist nur dauerhaft wirksam, wenn sie die Ursache beseitigt.
Um die Anzahl der EMV-Probleme zu verringern muss eine Risiko-Analyse zu Projektstart durchgeführt werden und Maßnahmen für die potenziellen Probleme systematisch in der Entwicklung einfließen. Mehr als 80% der EMV-Ursachen sind zu einem späten Zeitpunkt nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand zu beseitigen.
Der Schlüssel zur Lösung liegt also darin die EMV ab Projektstart zu berücksichtigen.
Wie sieht ein optimales EMV-Vorgehen aus?
Die Elektromagnetische Verträglichkeit weitgehend auf Tests zu reduzieren oder Schutzmaßnahmen nach Bauchgefühl zu designen, führt in den meisten Fällen zu bösen Überraschungen.
Eine erfolgreiche EMV braucht – wie andere Entwicklungsthemen – ein strukturiertes Vorgehen, einen Prozess. Ist ein solcher nicht verfügbar kann eine Begleitung des Entwicklungszyklus durch externe Expertise sinnvoll sein. Beim nächsten Mal wissen Sie wie es geht.
Hierzu finden Sie weiterführende Informationen in mehreren Bibliotheks-Beiträgen:
Wie kann ich vor den Tests etwas über die EMV-Qualität meines Produkts erfahren?
Um entwicklungsbegleitend Aussagen zur EMV-Qualität zu bekommen sind Prüfungen nach Norm nicht zielführend. Es benötigt i.d.R. keine teuere EMV-Kabine. Mit einfachen Mitteln lässt sich der EMV-Fortschritt überprüfen. Wichtiger als teure Messtechnik ist das Wissen um potenzielle Probleme. Hierzu ist eine Chancen- und Risiko-Analyse ein wichtiges Instrument. Entscheidend dabei ist bereits in der Konzeptphase mit der EMV-Entwicklung zu beginnen. Mehr Details finden Sie hier.
Wie Sie während der Entwicklung die EMV-Qualität fortlaufend mit kleinem Budget am Arbeitsplatz des Entwicklers überprüfen können erläutere ich Ihnen gerene im Rahmen meiner EMV-Akademie.
Was bzw. wer hat Einfluss auf die EMV?
EMV ist nicht nur ein Thema der Schaltungsentwicklung. Konstruktion, Software, Fertigung und Management haben ebenso Einflüsse wie Vertrieb und Einkauf. Mal mehr mal weniger. Deshalb ist EMV immer Teamarbeit.
Woher bekommen wir EMV-Wissen und wie lässt sich dies auf unsere speziellen Produkte übertragen?
Ein zielführendes EMV-Design ist so individuell wie Ihr Produkt selbst.
Ich habe zu Beginn meiner Karriere selbst schmerzlich erfahren müssen, dass die Übertragung von Grundlagen-Wissen aus EMV-Seminaren meist am Detail meines Produktes scheiterte.
Um Entwickler verschiedener Firmen gleichzeitig anzusprechen, müssen die Schulungs-Inhalte allgemein dargestellt werden. Das erschwert die Umsetzung enorm.
Abhilfe schaffen hier individuelle Seminare, die auf Ihre Anforderungen zugeschnitten werden.
In einem eigenen Beitrag bin ich auf 3 unterschiedliche Möglichkeiten des Wissensaufbaus eingegangen.
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Nur wer die Ursache im Detail versteht, kann Maßnahmen definieren, die (auch im nächsten Projekt) funktionieren.
Reviews während der Umsetzungsphase sichern den Erfolg.